Island im Winter: Reykjavik, eine Aurora und der Golden Circle

Island im Winter: Reykjavik​, die Jagd nach einer Aurora und der Golden Circle​

Schon einmal überlegt im Winter nach Island zu fliegen?  Ich kann es jedem nur wärmstens ans Herz legen!

Die meisten Leute haben auch eine ganz falsche Vorstellung von Island. Schon alleine der Name ist irreführend: Island =Iceland (übersetzt: Eisland). Kein Wunder, dass man hier an ewige Kälte denkt. Um sich vor Besetzungen des Königreichs von Norwegen zu schützen, hatte vermutlich Ingolf Arnason vor Jahrhunderten einen großartigen Plan: tauschen wir einfach die Landkarte und Namen mit Grönland aus. So findet keiner nach Island, und mögliche Eindringlinge segeln ins Packeis. Gesagt. Getan. Und so wurde das damalige Packeis zu Grönland (Greenland, also das grüne Land), und die grüne Insel Island wurde zu Iceland (Eisland). Gut, dank Klimawandel wird Grönland auch immer grüner, aber das ist eine andere Geschichte…

Jeder, der im isländischen Winter einmal die zugefrorene Gletscherlagune Jökulsárlón gesehen hat, am Diamond Beach gestanden ist, den leuchtend blauen Svínafellsjökull Gletscher betrachtet hat oder gar das Glück hatte, eine Aurora borealis in Island zu sehen, wird das sein Leben lang garantiert nicht vergessen.

Wie alle Touristen beginnen wir unsere Reise aber in

Reykjavik

Halt, eigentlich beginnen wir am Flughafen. Denn wer in der Bar nicht mindestens 10€ für ein Glas Bier oder Wein ausgeben will, hat hier die letzte Möglichkeit, sich „billig“ mit Alkohol einzudecken.

Mit genügend Prozentehaltigem checken wir also ins Hotel ein und machen uns auf den Weg in die Stadt. Wir gehen am Hafen entlang in Richtung Harpa und entdecken gleich das berühmte „Sonnenschiff“ Sólfar.

Die Stimmung ist einzigartig. Es ist Dezember, draußen hat es 5° Plus. Das liegt aber nicht etwa an den durch Erdwärme in ganz Reykjavik beheizten Gehwegen, sondern viel mehr am warmen Golfstroms der entlang der süd- und westlichen Küste des Landes fließt.

Wir gelangen zum Konzerthaus Harpa. Selbst wenn man kein Konzert besuchen will, lohnt sich der Stopp. Die Architektur ist wirklich sehr imposant und man kann frei im Gebäude herumlaufen. Wem das alleine nicht reicht, kann sich die Zeit dort auch mit gratis W-lan vertreiben (wie fast überall in der Stadt) oder eines der äußerst sauberen WCs gratis benützen.

Fast gegenüber der Harpa befindet sich der wohl berühmteste Hotdog Stand Islands, der „Bæjarins Beztu Pylsur“. Selbst Bill Clinton hat hier mal vorbeigeschaut – dementsprechend lang ist die Schlange. Die Würstchen in Island bestehen aus Schweins-, Rind- und Lammfleisch in einem. Obendrauf gibt es frische und geröstete Zwiebel mit diversen Saucen nach Wahl.

Mein Fazit? Ich bin doch nicht blöd und stell mich hier an! Ich gehe zum nächsten Supermarkt um die Ecke und hol mir dort eines zum selber befüllen – ist genau so lecker! (OK, ehrlich gesagt hatte ich das berühmte Würstchen schon ein Jahr vorher probiert, da war die Schlange noch nicht so lange. Echtes Fazit: sie schmecken überall in ganz Island genau gleich)

Tipp: In Island kommt man übrigens fast komplett ohne Bargeld aus! Sogar am entlegensten Würstelstand kann man mit Bankomatkarte oder zumindest Kreditkarte bezahlen.

Gestärkt geht es zum berühmtesten Wahrzeichen Reykjaviks, der „Hallgrimskirkja“. Von außen ist sie wirklich beeindruckend, innen jedoch etwas enttäuschend puristisch.

Die Nordlichter- Aurora borealis

Für die meisten Leute ist dies wohl der Hauptgrund, um im Winter nach Island zu fliegen. Bitte bedenkt, dass es hierfür aber keine Garantie gibt!

Ich war bislang 2x im Winter in Island (einmal 3, einmal 6 Tage), hatte aber nur 1x das Glück welche zu sehen – das war dafür unbeschreiblich.

Die Prognosen (2 Tage im Vorfeld) für einen Aurora sind schon sehr gut. Hierzu eine sehr hilfreiche KarteJe weißer die Karte und je höher die Zahl der Aktivität desto besser.

Am 3. Abend ist es soweit. Die Karte zeigt eine Aktivität von 4, der Himmel ist teilweise wolkenfrei. Besser wird es nicht, denn für den Rest der Woche ist starker Regen und somit bedeckter Himmel vorausgesagt.

Wir beschließen Reykjavik so weit wie möglich zu verlassen um den Lichtern der Stadt zu entfliehen. Wir entscheiden uns für den ca. 45min entfernten Þingvellir (Thingvellir) Nationalpark. Mit genügend heißem Tee ausgerüstet, stellen wir uns auf einen Parkplatz direkt neben der Straße.

Tipp: Kompass (am Handy) mitnehmen. Es mag aufgrund des Namens logisch erscheinen, aber Nordlichter tauchen auch wirklich nur im Norden auf – so braucht man nicht ständig in alle Richtungen schauen 😉

Gegen 19:00h ist es dann so weit. Eine grüne Auroa erstreckt sich quer über den Himmel – wird sind überglücklich.

Es vergehen 2 weiter Stunden (Aurora beobachten ist ein Geduldsspiel). Nichts passiert. Wir überlegen heim zu fahren. Doch da plötzlich….in der Ferne….kommt ein Autobus voll mit Leuten und parkt direkt neben unserem PKW. Und dann kommt noch ein Bus, und noch einer, und….auf einmal sind wir von dutzenden Touristen aus aller Welt umzingelt. Gut, die wissen wohl etwas, das wir nicht wissen.

Kaum eine halbe Stunde später erscheint abermals eine Aurora. Die einsame romantische Stimmung ist zwar flöten, aber trotzdem ist so ein Schauspiel atemberaubend.

Als alle abfahren, beschließen wir auch unsere Aurora Jagd zu beenden und fahren zurück Richtung Reykjavik. Plötzlich bemerken wir, wie sich rechts von uns abermals ein Licht zu formieren beginnt. Die Touristenbusse rauschen vorbei, wir bleiben doch einfach mal rechts stehen. Die folgende Aurora dauert gute 20 Minuten- da bleibt sogar Zeit für Selfies 🙂

Tipp: Falls ihr nach Dämmerung auf Aurora Jagd geht, empfehle ich das individuelle Reisen mittels Auto. Vl. kennt man die Uhrzeiten nicht so genau wie die Anbieter der Touren, dafür ist es aber garantiert billiger und romantischer. Obendrein kann man viel leichter jederzeit stehen bleiben, wenn sich doch unvermittelt eine Aurora bildet.

Nehmt euch wenn möglich eine ordentliche Kamera mit. Mit dem Handy wird das nichts werden, ich habe es versucht. Es sei denn, ihr habt wirklich einen wolkenfreien Himmel und eine sehr hohe Aktivitäten Stufe!

Ich selber habe die Canon Eos 750D verwendet. Stativ nicht vergessen!

Der Goldene Zirkel- The Golden Circle

Der bekannte Goldene Zirkel startet in Reykjavik und beinhaltet die 3 Schwerpunkte Þingvellir Nationalpark, den Gullfoss Wasserfall und das Geothermale Gebiet um Haukadalur, mit dem Großen Geysir und dem Geysir Strokkur.

Weitere Stopps beinhalten den vulkanischen Krater Kerið, die Stadt Hveragerði, die Kathedrale von Skálholt sowie die thermischen Kraftwerke Nesjavellir und Hellisheiðarvirkjun.

Im Sommer ist diese Runde an einem Tag gar kein Problem, doch wir haben Mitte Dezember. Die Sonne geht um ca 10.00h auf und um 16.00h ist das ganze auch schon wieder vorbei. Wir müssen also Prioritäten setzen.

Nationalpark Þingvellir (Thingvellir)

Kurz nach Sonnenaufgang treffen wir bereits im Nationalpark Þingvellir ein. Wir beschließen hier nur einen kurzen Stop zu machen, um einmal zwischen der amerikanischen und eurasischen tektonischen Platte zu spazieren.

http://www.thingvellir.is

Geysir Strokkur

Der Strokkur Geysir ist wohl Ziel jedes Islandreisenden. Kein Wunder, denn alle 5-10 Minuten schießt er verlässlich bis zu 30 Meter in den Himmel. Es empfiehlt sich so früh wie möglich hier einzutreffen, um den Menschenmassen einigermaßen zu entfliehen. Der Eintritt ist gratis. Vor kurzem musste man Eintritt bezahlen, jedoch wurde das schnell wieder gesetzlich verboten. 

Im Heißwassertal Haukadalur liegt 100 Meter neben „Strokkur“ auch der Stori-Geysir, besser unter „Großer Geysir“ bekannt. Allerdings ist dieser kaum noch aktiv.

Der kleine blaue See heißt „Blessi“– im Hintergrund bricht Strokkur aus.

Wasserfall Gulfoss

Leider hat inzwischen der Regen voll eingesetzt, sodass wir nur einen kurzen Stopp einlegen. Die Gischt bläst einem ins Gesicht- zusammen mit dem Regen sind wir in Sekundenschnelle durchnässt.

Vulkankrater Kerið

Zum ersten Mal müssen wir heute Eintritt bezahlen. Die ca. 2€ sind aber verkraftbar und lohnen sich wirklich. Man kann sowohl oben rund um den Krater herum, als auch runter gehen.

Blue Lagoon

Durchnässt und ziemlich erfroren, beschließen wir spontan den Tag im Thermalbad der Blauen Lagune (Blue Lagoon) ausklingen zu lassen. Was kann jetzt schöner sein, als ein See mit einer Temperatur zwischen 37° und 42°?

Tja, wir wissen es bis heute nicht. Man sollte die Empfehlung ernst nehmen, und sich vorab online ein Ticket kaufen. Man muss sich genau an Tag und Uhrzeit halten, sonst hat man wohl keine Chance. 

So fotografieren wir den blau leuchtenden See nur von außen. Auch schön, aber saukalt im Winter. Naja, nächstes Mal dann.

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