Ein Wochenende in Danzig (Gdansk)

Ein Wochenende in Danzig (Gdansk)

Danzig (auf Polnisch Gdańsk) ist wohl eine Stadt, welche die meisten Leute nur vom Namen her kennen. Dabei gibt es hier einiges zu entdecken. Hier wurde Weltgeschichte geschrieben, als am 1. September 1939 ein deutsches Kriegsschiff die Westerplatte unter Beschuss nahm und somit den Zweiten Weltkrieg auslöste. Etwa 40 Jahre später brachte in Danzig Lech Wałęsa zuerst das polnische Regime, und in Folge das sowjetische Imperium zu Fall.

Danzig ist eine Stadt, die mich zwar schon immer interessiert hat, ich aber zuvor noch nie besucht habe. Dies mag daran liegen, dass die Reise dahin bislang eher kompliziert war, da es keine direkten Flüge von Wien gab. Dies hat sich nun im Sommer 2018 geändert, da WIZZ Air direkte Flüge ab Wien anbietet.

Fluglinie: WIZZ Air

ist eine sehr große ungarische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Budapest und derzeit 28 Basen. Der Flug nach Danzig hat uns gerade mal 60€ gekostet. Natürlich kann man um den Preis nicht allzuviel Service erwarten: Der Sitzplatz muß extra bezahlt werden, sonst hat man keine Garantie, wo man sitzt. Beim Hinflug saßen wir noch nebeneinander, beim Rückflug trennten uns allerdings 15 Reihen, obwohl eine ganze 3er Reihe hinter mir frei war (wir haben uns dann umgesetzt).

Selbst wenn man nur Handgepäck mitnimmt, hat man keine Garantie darauf, dass es in die Kabine mitgenommen werden darf – es sei denn, man zahlt wieder extra für einen “Priority Check-In”. Wir haben das nicht getan und mussten bei beiden Flügen das Gepäck einchecken und dann beim Gepäckband darauf warten. Essen und Getränke können an Bord gekauft werden. Der Sitzabstand ist für einen Billigflieger zwar gering aber in Ordnung. Trotz meiner 1,95cm konnte ich meine Beine zumindest vor mir verstauen und musste sie nicht wie bei Eurowings wegen Platzmangel auf den Gang strecken.

Einziges wirkliches Ärgernis waren die Flugverschiebungen. Ein Monat vor Abflug wurde der Hinflug nach hinten geschoben, der Rückflug vorverlegt. Somit hatten wir viel weniger Zeit in Danzig. Zudem hatte der Hinflug dann auch noch Verspätung. Statt um 22:40 wurde eine Stunde vor Abflug 23:40 daraus. Zufälligerweise war an diesem Tag eine komplette Mondfinsternis. Hier am Foto über dem Flugzeug zu sehen (nein, nicht die Laterne, das darüber 😉

Abgehoben sind wir 15 Minuten nach Mitternacht, weswegen wir dann erst um 1:30 morgens in Danzig ankamen.

Vom Flughafen kommt man übrigens entweder mit dem Taxi (ca. 15-20€) oder noch viel billiger, mit einem Uber in die Stadt. Hier haben wir nur 9€ bezahlt. Polen hat übrigens das dichteste Netz an Ubers in Europa. Hier darf wirklich jeder fahren.

 

Unterkunft:

Auf Booking.com haben wir um 55€/Nacht das mit 8,8 bewertete kleine Apartment Ogarna Centrum Starówka gefunden. Dies liegt in der Ogarna 109/110, mitten im Zentrum von Danzig also. Das Zimmer verfügt über ein gemütliches Bett, welches aber mit 140 cm nicht gerade sehr breit ist. Es bietet einen kleinen Tisch, 2 Couch Sesseln, Fernseher und eine kleine Küchenzeile mit Kühlschrank, Mikrowelle, Gläser etc. Für 3 Nächte also wunderbar. Das Bad mit Dusche ist wirklich extrem klein, aber auch für die kurze Zeit ausreichend.

Größter Vorteil der Wohnung ist wohl, dass man beim Verlassen genau einmal ums Eck biegt und gleich in der Fußgängerzone nahe “Rechtstädtisches Radhaus” landet. Praktisch ist auch, dass sowohl die Haustür als auch Wohnungstür über einen Zahlencode verfügt. Somit kann man jederzeit einchecken und braucht keinen Schlüssel.

Einen kleinen Nachteil hat die Wohnung allerdings auch. Sie ist schon sehr hellhörig. Von der Straße hallt es ziemlich in den ersten Stock hinauf. Vielleicht lag das aber auch daran, dass während unseres Aufenthalts der Dominikanermarkt stattfand und extrem viel los war. So hatten wir immer ein paar Betrunkene die um 3h in der Früh grölen mussten. Ohrenstöpsel sind im August also empfehlenswert.

 

Sehenswürdigkeiten

Rechtstadt (der wirklich interessante Teil):

Eigentlich ist das komplette Zentrum von Danzig eine Sehenswürdigkeit. Backsteingotik Bauten aus dem 12. Jahrhundert prägen das innerstädtische Erscheinungsbild. Gleich mehrere Gebäude sind aus den rot gebrannten Ziegeln errichtet worden, allen voran die Marienkirche. Mit ihrer 5.000m² messenden Säulenhalle gilt sie als größte Backsteinkirche der Welt.

Zudem kommen zahlreiche wunderschön bemalte Patrizierhäuser, die Giebel an Giebel aneinander gereiht stehen. Original ist hier aber kaum noch etwas. 1945 wurde das Zentrum der Hansestadt fast komplett in Schutt und Asche gelegt. Was man hier sieht, ist also ein Meisterwerk der polnischen Restauratorenkunst. Mit 460.000 Einwohnern ist Danzig die größte Metropole im Norden Polens.

Besonders gut hat uns auch noch gefallen, dass im verkehrsberuhigten mittelalterlichen Zentrum (Rechtstadt) keinerlei Filialen großer Marken stehen: So sucht man hier vergeblich nach McDonalds, H&M, Starbucks und Freunde. Leicht außerhalb des Zentrums gibt es diese aber natürlich auch.

Besonders sehenswert ist die Stadt Anfang August. Dann findet nämlich seit dem Jahre 1260 der alljährliche Dominikanermarkt statt. Vor den Patrizierhäusern reihen sich dann auch noch eine Vielfalt an diversen Markt- und Essensständen. Dabei haben sie durchaus unterschiedlichste Waren wie handgemachte Taschen, Lampen, Schmuck und Accessoires im Angebot.

Wo früher einmal der Fischmarkt seinen Fang an den Mann gebraucht hat, findet nun zumindest während der 2 Wochen des Dominikanermarkts ein Antiquitäten Flohmarkt statt, wo man wirklich wunderschöne alte Relikte finden kann. Da schlägt das Trödel- und Sammlerherz höher. Ramsch ist hier also fehl am Platz.

Besonders bekannt ist Danzig auch für seinen Bernstein. Hier findet man Stände und Shops an fast jeder Ecke.

Die folgenden Sehenswürdigkeiten sind alle nur wenige Minuten voneinander entfernt:

 

Langer Markt (Długi Targ)

Die Hauptstraße der Rechtstadt, die Langgasse, geht nahe der Mottlau in den langen Markt über. Hier steht das Rechtstädtische Rathaus, der Artushof mit dem Neptunbrunnen und das Grüne Tor. Ein Cafè reiht sich an das nächste. Fast rund um die Uhr ist etwas los.

 

Rechtstädtisches Rathaus ( Ratusz Głównego Miasta)

Dieses liegt gleich ums Eck von unserem Apartment, sodass wir gleich mehrmals daran vorbei gehen. Der schön verzierte Renaissancebau steht am Eck, wo die Langegasse in den Langen Markt mündet. Direkt davor steht das einzige Wahrzeichen Danzigs, der Neptunbrunnen (Fontanna Neptuna)

Den 82 Meter hohen Uhrturm des Rathauses krönt eine vergoldete Statue von König Sigismund August II. Im Turm hängt seit 1561 ein Glockenspiel, welches zu jeder vollen Stunde ertönt – besonders ausgiebig um 12h mittags.

Im Inneren befindet sich das Museum für Stadtgeschichte sowie der durchaus sehenswerte “rote Saal”, den wir aber nicht besucht haben.

Viel mehr interessiert uns die Aussichtsplattform. Von hier hat man einen wunderbaren Blick über die gesamte Stadt.

 

Artushof (Dwór Artusa)

Gleich neben dem Rathaus befindet sich der Artushof. Eintritt sind 10 zt.

Hier fanden ab der Zeit um 1350 Versammlungen und Feiern der Handelskaufleute statt. Später war der Prachtbau im Besitz so mancher Herren, war das Domizil von Geheimbünden oder diente als Börse. Auch heute finden hier noch staatliche Veranstaltungen statt. Prunkstück des Saales ist ein 11 Meter hoher Kachelofen aus dem Jahre 1545. Die 520 Kacheln sind alle noch original.

Frauengasse (Ulica Mariacka)

Die Frauen- oder Mariengasse führt vom Frauentor zur Marienkirche. Dies gilt als einer der schönsten Gassen Danzigs. Hier findet man die terrassenartig erhöhten Vorbauten, die früher zum Hochwasserschutz dienten. In den Kellern, die als Speicherkeller verwendet wurden, findet man heute Galerien, Kunsthandwerksläden und Bernstein Werkstätten.

Danzig_Gdansk_89_Frauengasse
Marienkirche (Bazylika Mariacka)

Hinter dem Rathaus befindet sich die größte Backsteinkirche der Welt. 159 Jahre vergingen von der Grundsteinlegung 1434 bis hin zur Weihe. 25.000 Menschen finden in der 105 x 66m dreischiffigen Kirche Platz. Der größte Teil der Innenausstattung ging im 2. Weltkrieg verloren – und ehrlich gesagt, von innen begeistert uns die Kirche nur mäßig.

Bekannt ist die Kirche für den Aufstieg über 400 Stufen in den Turm. Dabei schlängelt man sich über eine extrem enge, steinerne, Wendeltreppe hoch. Überholen ist praktisch unmöglich. Die letzten Stockwerke bilden dann zum Glück breitere Holztreppen, die aber recht heruntergekommen aussehen. Überhaupt hätte man hier etwas renovieren oder putzen können. Sogar die Glocken sind voll mit Taubenscheiße.

Oben hat man denn einen Blick über Danzig- naja, wenn man groß gewachsen ist. Ehrlich gesagt sind die Dächer im Weg, bzw. ist die Plattform einfach zu niedrig gebaut. Vom Rathaus hat man jedenfalls einen viel lohnenderen Blick!

https://bazylikamariacka.gdansk.pl/

 

Bleihofinsel (Ołowianka)

Hierbei handelt es sich um die nördliche und kleinere Insel der beiden Mottlau-Inseln. Hier findet man u.a. die Baltische Philharmonie oder das Komforthotel Krolewski. Auch der Yachthafen hat in den letzten Jahren zur Verschönerung beigetragen…. auch wenn nicht alle Yachten schwimmen.

Weiters gibt es hier noch das Nationale Meeresmuseum, welches wir aber nicht besucht haben.

Das riesigen Gdansk Buchstaben laden auch noch zu einem schönen Fotomotiv ein. Von dieser Insel führt übrigens eine Brücke hinüber in den Rechtstadt, allerdings ist sie wegen der durchfahrenden Ausflugsboote mehrere Stunden am Tag hochgezogen. Es ist also eher Glück, wenn man gerade hinübergehen kann. Wenn man nicht aufs andere Ende wieder zu Fuß zurück will, kann man im ca. 15 Minuten Takt um 2 Zloty auch noch ein kleines Fährboot zur Überfahrt wählen.

 

Goldenes Tor (Złota Brama)

Hierbei handelt es sich um den Eingang und Beginn des “Königswegs”. Wer in die Stadt kommt, den begrüßen Freiheit und Frieden, Reichtum und Ruhm. Wer sie durch das Tor wieder verlässt, nimmt Weisheit und Gerechtigkeit, Frömmigkeit und Eintracht mit auf dem Weg.

An das goldene Tor grenzt die Georgshalle, die 1494 erbaut wurde. Früher war dies ein exklusiver Club Danzigs für Versammlungen und Feste. Heute dient er ebenfalls noch für diverse Veranstaltungen. Während des Dominikanermarkts finden hier gratis Konzerte statt. Bekannte Namen (für Ausländer) spielen  hier wohl nicht, trotzdem war es ein nettes Erlebnis.

Langgasse (Ulica Długa)

Hinter dem Goldenen Tor beginnt die älteste und berühmteste Straße Danzigs. Einen halben Kilometer ist sie lang, bevor sie in den Langen Markt (siehe oben) übergeht. Giebel an Giebel säumen sich die Patrizierhäuser. Heute kann man sich kaum vorstellen, dass 1945 hier noch alles in Schutt und Asche lag.

Großes Zeughaus (Wielka Zbrojownia)

Dieser Prunkbau wurde um 1600 errichtet und diente als Waffenarsenal. Inzwischen beherbergt das Gebäude am Ende der Jopengasse (Ulica Piwna) die Danziger Kunstakademie.

Königliche Kapelle (Kaplica Królewska)

Die 1678 erbaute Ockerfarbene Kapelle fällt ziemlich aus dem Stadtbild der sonst strengen Backsteingotik. Die einzige Barockkirche der Stadt liegt direkt hinter der Marienkirche. Am quadratischen “Brunnen” davor tummeln sich zahlreiche Kinder, da immer wieder Säulen von kaltem Wasser unberechenbar in die Höhe schießen und für entsprechende Abkühlung sorgen.

Krantor (Brama Żuraw – Kran(ich)tor oder kurz Żuraw – Kran)

Dies ist wohl das berühmteste Wahrzeichen Danzigs. Dabei erinnert diese Hebekonstruktion eher an eine Wehrburg.

Der 1444 errichtete Bau diente gleichermaßen zur Verteidigung des Hafens als auch als Hafenkran – zu seiner Zeit übrigens der größte der Welt. Hier wurden Schiffe be- und entladen, sowie die Masten der Großsegler gestellt. Im Inneren kann man die 6 Meter großen Treträder bestaunen (die wir aber verpasst haben). Heute gehört das Industriedenkmal zum Nationalen Meeresmuseum. Besonders schön ist der ganze Hafen auch bei Nacht, wenn Ruhe an der Moldau einkehrt.

Lange Brücke (Brama Mariacka)

Diese oben erwähnte Meile entlang des Hafens wird irreführenderweise als lange Brücke bezeichnet, obwohl es sich gar nicht um eine Brücke handelt. Vielmehr ist es ein langer Hafenkai. Sie reicht vom Grünen Tor bis zum alten Fischmarkt.

Hier ist immer was los. Tagsüber flanieren die Fußgänger neben den Marktständen auf und ab, am Abend herrscht reges Treiben um die Restaurants am Wasser. Von hier starten auch diverse Ausflugsdampfer, die Rundfahrten (auch mit dem Piratenschiff) durch den Hafen oder Ausflüge zur Westerplatte (dazu später mehr) oder der Halbinsel Hel anbieten.

Markthalle (Hala Targowa)

Die 1896 erbaute Halle hat inzwischen viel von ihrem Charme verloren. Einst stand hier ein mittelalterliches Dominikanerkloster. Von diesem sind aber nur noch die Fundamente im verglasten Keller zu sehen. Seit der Sanierung ist die Markthalle ein modernes Einkaufszentrum mit allem was man braucht – oder wie ich es sehe, allem, was man nicht braucht: T-Shirts, Schuhe, Halstücher, falscher Schmuck…lauter Ramsch also. Wir halten uns keine 5 Minuten hier drinnen auf.

 

Museum des Zweiten Weltkriegs (Muzeum II Wojny Światowej)

Das Museum wurde erst im März 2017 fertig gestellt. Der moderne Bau ragt in einem Winkel von 56 Grad in den Himmel .

Hier wird den Kriegsopfern des 2. Weltkrieges gedacht. Allerdings findet die Ausstellung nicht im Gebäude statt, sondern 14 Meter unter der Erde, im Keller.

Der Eintritt kostet 23 Zloty. Wir entscheiden uns für eine Tour per Kopfhörer, das macht nochmal 5 Zloty extra. Dabei wird man per Anweisung von einen Raum in den nächsten gelotst. Leider funktioniert das Ganze aber nur mittelprächtig.

Gezeigt werden Panzer, Flugzeuge, die Schiffsglocke der torpedierten Wilhelm Gustloff. Zudem werden ganze zerstörte Straßenzüge nachgebaut. Gezeigt werden auch Briefe, die auf Birkenrinde geschrieben wurden, selbst gemachte Schachfiguren und Holzkreuze aus einem Lager oder ein Güterwagen, indem meist Juden abtransportiert wurden. Auch Filme und kurze Dokumentationen kann man sich ansehen.

Nach ca. 2 Stunden im dunklen Keller, beschließen wir auf eigene Faust durch das Museum zu gehen und nicht jede Schriftrolle zu lesen. Die Stimmung ist gedrückt, nicht zuletzt durch Keller Atmosphäre- die aber natürlich zum 2. Weltkrieg passt. Nach 2,5 Stunden reicht es uns dann aber, wir haben großen Drang nach Frischluft. Eigentlich sollte man aber wirklich 3 Stunden einplanen, wenn man alles sehen will.

Ich glaube für Touristen von weit her kann das ein wirklich interessantes Museum sein. Wenn man aber im deutschsprachigen Raum aufgewachsen ist, dann sind die Exponate und geschichtlichen Fakten nicht unbedingt etwas Neues. Vergessen sollten sie trotzdem nie werden.

www.muzeum1939.pl/

 

Danzig_Gdansk_59a_Museum des Zweiten Weltkriegs (Muzeum II Wojny Światowej)
Grünes Tor (Brama Zielona) und das Riesenrad (AmberSky Koło Widokowe)

Hier erkennt man im Hintergrund ein orange schimmerndes Gebäude. Hierbei handelt es sich um das Grüne Tor. Hier endet der Königsweg. Das palastartige Renaissancebau entstand von 1564-68 und war die Herberge des polnischen Königs. Im 2. Stock ist das polnische Nationalmuseum, im 3. Stock residiert der ehemalige Präsident Lech Wałęsa.

Mit dem Riesenrad hat man angeblich einen guten Blick über die Stadt, allerdings sind wir damit nicht gefahren. Die Fahrt dauert ca. 15 Minuten.

 

Außerhalb von Rechtstadt (dem eigentlichen Zentrum)

Altstadt (Stare Miasto)

Besonders viel gibt es hier ehrlich gesagt nicht zu sehen. Wir wandern nur einmal kurz durch, als wir den Bahnhof und einen Ausflug an den Strand bei Zoppot und Westerplatte am Programm haben. Dabei kommen wir an der Katharinenkirche und der großen Mühle vorbei, von der ich allerdings kein Foto mache.

Hauptbahnhof (Bahnhof Gdańsk Główny)

Selbst der Hauptbahnhof am westlichen Rand der Altstadt ist eigentlich eine Sehenswürdigkeit für sich. Fertiggestellt wurde er in 1900, auch wenn er um einiges älter wirkt. Vielleicht ist es aber auch nur der ganze Müll und die ungepflegte Umgebung, weswegen der Schein trügt.

Der Neorenaissance Bau verfügt über einen 48 Meter hohen Turm, den die Architekten dem Rechtstädtischen Rathaus nachempfunden haben. Der Ticketschalter für die Züge befindet sich übrigens ganz links.

Zoppot (Sopot)

Wir kaufen uns je ein Ticket für gerade mal 3,8 zt für eine Zugfahrt nach Zoppot. Das 43.000 Einwohner Städtchen, welches eigentlich fließend in Danzig übergeht, ist als Zentrum des Nachtlebens bekannt und gleichfalls berühmt für seine Sandstrände. Ca. 25 Minuten dauert die Fahrt mit dem Bummelzug.

Als wir gegen Mittag ankommen ist schon jede Menge los. Badetouristen soweit das Auge reicht. Zu bieten hat die Stadt meiner Meinung nach sehr wenig – außer dem schiefen Haus (Krzywy Domek). Ich frage mich, ob es gerade wird, wenn man zuviel getrunken hat? Na egal.

Wir spazieren weiter Richtung Mole. An jeder Ecke sind Cafès, Restaurants und kleine Shops die alles Mögliche von Schmuck über Sandalen verkaufen. Einfach alles was ein Touri (nicht) brauchen könnte.

 

Die Mole

Die Mole wurde 1842 erbaut und ist mit 512 Metern die längste hölzerne Seebrücke Europas. Als wir bei der Mole ankommen, sind wir doch überrascht, dass der Zugang etwas kostet. 18 Zloty muss man berappen, also immerhin ca. 4,2€. Natürlich will man sich den Anblick aber nicht entgehen lassen. Vom Ende der Mole hat man wirklich einen wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Strände. Zum Glück blieben wir hier noch vom aufziehenden Unwetter verschont.

Westerplatte

Von Zoppot gibt es keine besonders guten Verbindungen nach Westerplatte, also beschließen wir ein Uber zu nehmen. Die 25 Minütige Fahrt kostet knapp unter 10€, ein echtes Schnäppchen also. Der Fahrer erzählt uns nebenbei, dass Polen das Land mit den meisten Uber Fahrern in Europa ist. Jeder verwendet es, gerade weil es so günstig ist.

Nun aber zu Westerplatte. Kurz gesagt begann hier der 2. Weltkrieg, als am Morgen des 1. September 1939 der deutsche Panzerkreuzer “Schleswig-Holstein”, das Munitionslager auf der zur Freien Stadt Danzig gehörende Halbinsel Westerplatte beschoss. Dies waren die ersten Schüsse, die im Zweiten Weltkrieg fielen. Nur 182 polnische Soldaten leisteten den Deutschen 7 Tage Widerstand, am Ende jedoch vergebens. Heute werden sie als Helden gefeiert. Auf Westerplatte steht noch eine Ruine der Kaserne, diverse Informationstafeln, Bunker, ein Friedhof der Gefallenen und ein 23 Meter hohes Denkmal zu ihren Ehren.

Wenn man Westerplatte verlässt und den Weg gerade am Parkplatz und der Straße entlang geht, kommt man nach wenigen Minuten zum Hafen und einer Anlegestelle der Fähre, die nach Danzig zurück fährt. Die Fahrzeiten an der Tafel stimmen aber nicht unbedingt. Unsere Fähre kommt ca. 20 Minuten zu früh. Wir sind aber froh darüber, sonst hätte sich das Unwetter wohl im Freien über uns ergossen….so können wir zumindest teilweise in den überdachten Teil der Fähre flüchten. Allerdings scheint der Regen von allen Seiten zu kommen. Die Wolken bilden aber eine spektakuläre Kulisse zu den Hafenanlagen und Kränen. 

Zum Glück verziehen sich die Wolken nach 2 Stunden, sodass wir noch einen wunderschönen Abend in Danzig genießen können.

Restaurants

Frühstück

Am ersten Morgen gehen wir ins Pomelo Bistro, auf Tripadvisor Nr. 14 von 574 Restaurants in Danzig. Der Vorteil ist schon mal, dass es nur etwa 100 Meter rechts neben unserer Unterkunft in der gleichen Straße liegt.

Hier kann man aus 6 verschiedenen Gerichten wählen und bis 12:45 Frühstücken. Etwas Brot und ein kleines Glas Orangensaft gibt es gratis zu jedem Gericht dazu. Krishna entscheidet sich für die “Scrambled Eggs”, ich bin etwas gewagter und nehme das “Baked With Sausage”. Hier handelt es sich um ein Brötchen gefüllt mit in Bier geschmorten Zwiebeln, Apfelsauce, Rotkraut, Sauerkraut und Bratwürstchen. Klingt extrem wild, ist aber eine wirklich extrem leckere Kombination.

Uns hat es so gut geschmeckt, dass wir am 3. Morgen sogar nochmal hier waren. Während Krishna sich für das gesunde “Granola” entscheidet, gönne ich mir nochmal so ein Würstchenbrot. Mit knappen 5€ (20 Zloty sind 4,7€) finde ich das Ganze auch noch recht billig.

Am zweiten Morgen gehen wir ins Kafëbë Coffee & Bistro, auf Tripadvisor Nr. 143 von 574 Restaurants in Danzig. Ok, keine großartiger Rang, trotzdem fanden wir es sehr gemütlich und vor allem war das Frühstück wirklich lecker.

Das Café liegt in der Fußgängerzone kurz vor der dem großen Zeughaus und der Akademie der bildenden Künste. Wir bestellen uns eine Art French Toast mit Käse und Speck. Ich selber gönne mir ein sensationell schmeckendes pulled Pork Brötchen. Zwar kein klassisches Frühstück, aber absolut empfehlenswert.

Die Kuchen in der Vitrine sehen auch sehr lecker aus, jedoch bin in zum Zeitpunkt des Entdeckens schon satt.

Abendessen:

Am ersten Abend wollen wir einen polnischen Klassiker, nämlich Pierogies. Die Pirogge ist eine gefüllte Teigtasche aus Hefe-, Blätter- oder Nudelteig, je nach Region unterschiedlich gefüllt. Dazu gehen wir ins Nova Pierogova Bistro, Nr. 43 von 574 Restaurants in Danzig. Hier kann man auch draußen sitzen, allerdings muß man Glück haben, einen der wenigen Tische zu ergattern. Von hier hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Hafen und das berühmte Krantor auf der anderen Seite.

Um 24 Zloty (~5,6€) bestellen wir 10 Stück Pierogies mit Quark Käse, Kartoffeln und Speckwürfel. Dazu rote Rüben. Als uns gesagt wird, dass es bis zu einer Stunde dauern kann (offenbar werden sie ganz frisch gemacht), bestellen wir als Nachspeise noch 10 Stück dazu, diesmal gefüllt mit Apfel und Zimt, dazu gibt es noch Vanilleeis. Das Ganze kommt aber doch schon nach 30 Minuten. Von Preis-Leistung gibt es hier nichts zu meckern.

Am 2. Abend gehen wir ins Canis Music&Wine, welches praktischerweise direkt gegenüber von unserer Unterkunft liegt. Man kann tatsächlich vom Zimmer ins Restaurant schauen. Das Canis ist bei Tripadvisor auf Rang 528 von 574 Restaurants in Danzig, was für uns absolut unverständlich ist. Vor allem, da die Bewertungen auf Tripadvisor selber fast durchgehend gut sind. Manchmal verstehe ich echt nicht, wie diese Ränge zustande kommen.

Das Restaurant ist extrem gemütlich und stilvoll eingerichtet, genau nach meinem Geschmack. Als Vorspeise bestelle ich mir ein Lachs Tatare um umgerechnet ca. 6€. Als Hauptspeise wählen wir 1x die Schweinerippchen und die Meeresforelle. Dazu bekommen wir Pommes Frites, Bratkartoffeln und einen kleinen Salat. Wir bestellen uns aber noch extra einen wunderschön angerichteten und gut schmeckenden Salat mit Ziegenkäse, Walnuss, Mango, Blattsalat und Sonnenblumen. Die Küche und Preise hier sind etwas gehobener, die Speisen allerdings eine echte Gaumenfreude.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Bericht etwas inspirieren. Danzig ist auf jeden Fall eine Reise wert!

Ein Gedanke zu „Ein Wochenende in Danzig (Gdansk)

  • 6. September 2018 um 21:03
    Permalink

    Da hast du ja noch ordentlich viel recherchiert !!
    THX, war wiedermal ein echt cooles Wochenende !

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